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Gewichtsdiskriminierung tötet - die harten Fakten

Autorenbild: Isabel BersenkowitschIsabel Bersenkowitsch

Gewichtsstigma im Gesundheitswesen ist ein großes unsichtbares Gesundheitsrisiko. Studien zeigen: Diskriminierung aufgrund des Körpergewichtes kann krank machen und sogar tödlich sein. Medizinische Fachkräfte sind Teil des Problems.

Quelle: Talumaa, B., Brown, A., Batterham, R. L. & Kalea, A. Z. (2022). Effective strategies in ending weight stigma in healthcare. Obesity Reviews, 23(10). https://doi.org/10.1111/obr.13494



Es wird Zeit, über ungemütliche Fakten zu sprechen:

Gewichtsstigma: Ein unterschätztes Gesundheitsrisiko

Gewichtsstigma ist ein tief verwurzeltes gesellschaftliches Problem, das erhebliche negative Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit hat. Menschen mit Üb*rgewicht oder Ad*positas erleben häufig Diskriminierung – oft auch durch medizinisches Fachpersonal. Diese Stigmatisierung erschwert den Zugang zu angemessener Gesundheitsversorgung und fördert gesundheitliche Ungleichheiten.


Physiologische und psychologische Folgen von Gewichtsstigma

Studien zeigen, dass Gewichtsstigma nicht nur das psychische Wohlbefinden beeinträchtigt, sondern auch direkt in physiologische Prozesse eingreift. Dazu gehören:


  • Erhöhte Cortisolwerte und Stressreaktionen, die mit chronischen Entzündungen und Stoffwechselstörungen in Verbindung stehen

  • Negative Auswirkungen auf Blutzuckerregulation und kardiovaskuläre Gesundheit

  • Psychologische Folgen wie Depressionen, Angststörungen und ein gestörtes Körperbild, die wiederum zu Vermeidungsverhalten in der Gesundheitsversorgung führen


Gewichtsdiskriminierung erhöht nachweislich das Risiko für ungesunde Bewältigungsstrategien wie emotionales Essen, Essattacken und reduzierte körperliche Aktivität. Sie ist sogar mit einer um 60 % höheren Mortalitätsrate verbunden – unabhängig von klassischen Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes Typ 2.


Gewichtsstigma im Gesundheitswesen

Das Gesundheitswesen ist eine der häufigsten Quellen für Gewichtsdiskriminierung. Studien zeigen:


  • Über 70 % der Teilnehmenden an einem US-amerikanischen Gewichtsreduktionsprogramm gaben an, stigmatisierende Erfahrungen mit medizinischem Fachpersonal gemacht zu haben

  • Menschen mit Adipositas haben doppelt so häufig Diskriminierung im Gesundheitswesen erlebt wie Menschen mit Normalgewicht

  • Implizite Vorurteile sind unter Ärzt:innen, Pflegekräften, Ernährungsberater:innen und sogar Adipositas-Spezialist:innen weit verbreitet. Der Harvard Implicit Association Test zeigt, dass viele Fachkräfte stärker voreingenommen sind, als sie bewusst angeben

  • Häufige Stigmatisierungserfahrungen sind u. a. geringerer Zeitaufwand für Patient:innen, vereinfachte oder unangemessene Gewichtsratschläge und das Fehlen geeigneter medizinischer Geräte


Das Resultat: Menschen mit Adipositas vermeiden medizinische Untersuchungen, was zu schlechteren Gesundheitsprognosen führt.

Strategien zur Reduzierung von Gewichtsstigma

Die Studie identifiziert fünf zentrale Ansätze, um Gewichtsstigma im Gesundheitswesen zu bekämpfen


  1. Erhöhte Bildung über Ad*positas

    • Ein tiefgehendes Verständnis der genetischen und umweltbedingten Ursachen von Adipositas kann Vorurteile reduzieren.

    • Allerdings zeigen manche Studien, dass reine Wissensvermittlung nicht ausreicht – oder Bias sogar verstärken kann, wenn weiterhin eine individualisierte Schuldzuweisung erfolgt


  2. Aufklärung über Kausalzusammenhänge und Kontrolle über das Körpergewicht

    • Der Irrglaube, dass Gewicht rein durch Willenskraft kontrollierbar sei, muss durch wissenschaftlich fundierte Erklärungen zu genetischen und umweltbedingten Faktoren ersetzt werden.

    • Studien zeigen, dass das Verständnis für genetische Einflüsse auf Adipositas negative Stereotypen abschwächen kann


  3. Empathie und Perspektivwechsel fördern

    • Empathie-Einheiten, wie das Tragen eines „Adipositas-Simulationsanzugs“, können das Bewusstsein für die Herausforderungen erhöhen, mit denen adipöse Patient:innen konfrontiert sind.

    • Narrative Methoden wie das Lesen von Erfahrungsberichten haben in mehreren Studien zu signifikanten Verbesserungen im Umgang mit Betroffenen geführt


  4. Gewichtsinklusive Gesundheitsansätze anstelle eines rein gewichtsorientierten Fokus

    • Das Paradigma muss sich von einem „Gewichtsmanagement“-Ansatz zu einem ganzheitlichen Gesundheitsansatz (Health at Every Size, HAES) verschieben.

    • Programme, die intuitive Ernährung, Bewegung ohne Diätzwang und mentale Gesundheit fördern, zeigen langfristig bessere Ergebnisse für Patient:innen


  5. Multimodale Interventionen

    • Die Kombination verschiedener Methoden (Bildung, Perspektivwechsel, strukturelle Veränderungen) ist am vielversprechendsten.

    • Videos, Seminare und Rollenspiele zur Reflexion des eigenen Bias haben in mehreren Studien signifikante Verbesserungen gezeigt


Fazit: Ein Systemproblem erfordert systemische Lösungen

Gewichtsstigma ist kein individuelles Problem, sondern ein systemisches Versagen des Gesundheitswesens und der Gesellschaft. Um die Gesundheitsversorgung gerechter zu gestalten, müssen medizinische Fachkräfte aktiv in anti-diskriminierenden Schulungen unterrichtet werden. Empathie, Aufklärung über die Ursachen von Adipositas und ein Fokus auf Gesundheit anstelle von Gewicht sind essenzielle Schritte, um langfristige Veränderungen zu bewirken.

„Die ethischen und wissenschaftlichen Argumente für eine Reduzierung von Gewichtsstigma sind stark. Die Zeit für präventive Maßnahmen ist jetzt.“ (Talumaa et al., 2022)

 
 
 

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