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AutorenbildIsabel Bersenkowitsch

So hilfst du deinem Kind, eine gesunde Beziehung zum Essen zu entwickeln

Aktualisiert: 13. Apr. 2021

„Wenn du das gesunde Gemüse aufisst, bekommst du die Nachspeise“, „Mit dem Essen spielt man nicht“ oder „Du hast doch noch kaum etwas gegessen“ sind Sätze, in denen sich wahrscheinlich viele Eltern wiederfinden. Dieser Artikel gibt eine neue ernährungspsychologische Perspektive, die den Alltag vereinfachen kann und Kinder in einem gesunden Umgang mit Essen unterstützt.



Gewichtsstigmatisierung

Bevor wir in die ernährungspsychologischen Dos eintauchen, ist es äußerst wichtig, dass wir über die Gewichtsstigmatisierung und deren Don’ts, also über die Folgen der Standards unseres Gesundheitssystems, sprechen. Ärzt*innen weisen besorgt auf die gesundheitlichen Risiken hin, wenn das Körpergewicht eines Kindes über dem definierten Normwert liegt. Das body-shaming und die Negativ-Spirale aus Mikromanagement und Kontrollverlust beginnt damit sehr früh.


In guter Intention werden Kinder zur Bekämpfung der als ungesund deklarierten Kilos auf Diät gesetzt, zu mehr Bewegung gezwungen und manchmal sogar in „fat camps“ geschickt. Der erwünschte Erfolg tritt in den wenigsten Fällen auf. Im Gegenteil: Was ein Kind dabei lernt ist vor allem, dass es nicht gut genug ist, sich selbst nicht vertrauen kann und seinen Körper hassen muss.


Essstörungen haben unter allen psychischen Erkrankungen die höchste Sterblichkeitsrate.

Lindo Bacon, PhD, eine amerikanische Wissenschaftler*in, Autor*in und Aktivist*in für Körperrespekt, hat das Resultat dieser Maßnahmen in Zahlen zusammengefasst: für ein Kind ist es 242 Mal wahrscheinlicher eine Essstörung zu entwickeln, als an Diabetes Typ 2 zu erkranken.* Essstörungen haben unter allen psychischen Erkrankungen die höchste Sterblichkeitsrate.


Die Gesundheit wird im Namen der Gesundheit ruiniert

Es gilt daher genauso wie bei Erwachsenen gesundheitsförderndes Verhalten anzustreben und den Körper sein natürliches Sollgewicht selbst finden zu lassen. Bitte akzeptieren wir endlich, dass Körperdiversität Teil der menschlichen Existenz ist und Gesundheit durch gesundheitsförderndes Verhalten gesteigert werden kann, und zwar unabhängig vom Körpergewicht.


„Wenn du das gesunde Gemüse isst, bekommst du die Nachspeise“

Als Diätologin kenne und schätze ich natürlich die Power pflanzlicher Lebensmittel. Essen als gesund oder ungesund zu beschreiben, ist trotzdem überflüssig. Ganz einfach: es gibt kein einziges Lebensmittel, das uns alle Nährstoffe liefert, die wir für eine umfassende Gesundheit brauchen. Wenn sich ein Kind die Nachspeise verdienen muss, wird Gemüse zum notwendigen Übel, welches es zu überwinden gilt.


Dass „Ungesundes“ zusätzlich als Belohnung eingesetzt wird, sendet eine widersprüchliche Botschaft: Ungesundes ist „schlecht“, aber auch irgendwie „gut“, wegen des belohnenden Charakters. Essen sollte nie als Belohnung eingesetzt werden (z.B. „wenn du beim Impfen tapfer bist, bekommst du ein Eis“) und für das Essen (z.B. von Gemüse), sollte es auch keine Belohnung geben (z.B. die Nachspeise).


Wie bringt man Kinder dann dazu, nährstoffreiche Lebensmittel zu genießen?

  • Ernährungswissenschaft. Kinder sind meistens sehr interessiert an dem wie die Welt und der eigene Körper funktioniert. Wir können die Vorteile und Nachteile nährstoffreicher und energiereicher Lebensmittel gegenüberstellen, ohne ihnen dabei einen moralischen Wert zu geben.

  • Geduld. „Mit dem Essen spielt man nicht“ ist eine völlig falsche Devise, denn die Akzeptanz neuer Lebensmittel wird auf jeden Fall mit einem spielerischen Charakter und sensorischem Experimentieren gesteigert. Wenn wir Kindern ein neues Lebensmittel vorstellen, kann es manchmal bis zu 20 Versuche brauchen, bis sie es akzeptieren. Wohlgemerkt, dass natürlich auch Kinder angeborene Vorlieben und Abneigungen haben.

  • Kreativität. Neue Lebensmittel können attraktiver werden, wenn Kinder in den Prozess eingebunden werden. Zum Beispiel, indem sie sich ein Gemüse im Supermarkt aussuchen dürfen, das sie bislang noch nie auf dem Teller hatten. Die Akzeptanz wird noch einmal verstärkt, wenn sie in das Kochen und Zubereiten eingebunden werden. Dass das nicht jeden Tag möglich ist, ist natürlich klar.

  • Vorbildfunktion. „Tu was ich tue“ funktioniert meistens besser, als „Tu was ich sage“

  • Wenn du selbst Schwierigkeiten mit dem Essen hast: heile deine Beziehung zum Essen, um dann wiederum deinem Kind einen gesunden Zugang lernen zu können.


Restriktion als starker Autonomie-Gegner

Die meisten Kinder haben ein natürliches Bedürfnis nach Autonomie. Jeder Versuch, das Essen zu kontrollieren, ist eine Verletzung ihrer Autonomie und deshalb in den seltensten Fällen zielführend. Wenn wir Kindern erklären, dass sie selbst Expert*in für ihren Körper sind und gleichzeitig erwähnen, was ein Körper alles braucht, um gesund zu sein, kann daraus eine starke intrinsische Motivation entstehen, selbstfürsorgliche Entscheidungen zu treffen. Werden einmal Ernährungsentscheidungen getroffen, die sich negativ auf das Wohlbefinden auswirken, zum Beispiel Naschen bis zur Übelkeit oder starker Hunger beim Bettgehen, weil das Spielen zuvor wichtiger war, ist das ebenfalls eine wertvolle Erfahrung, aus der sie lernen können.


„Du hast doch noch kaum etwas gegessen“

Kinder werden als intuitive Esser*innen geboren – das bedeutet, sie ernähren sich selbstregulierend nach Hunger- und Sättigungsgefühl. Für Erwachsene kann das manchmal eine ganz schöne Herausforderung sein, denn die gegessene Menge variiert stark. An manchen Tagen essen sie so viel wie ein ausgewachsener Mensch, an anderen Tagen kaum einen Bissen. Das hat vor allem damit zu tun, dass Kinder in Schüben wachsen und sich eine stärkere körperliche Aktivität ebenfalls auf den Appetit auswirkt.


Kinder versorgen sich in Achtung ihrer Selbstregulation spätestens im Zeitraum einer Woche adäquat mit allem, was sie brauchen. Es kann also hilfreich sein, von der isolierten Mengenbetrachtung einer Mahlzeit oder eines Tages Abstand zu nehmen und sieben Tage als großes Ganzes zu betrachten.


Wenn wir Kinder dazu bringen, ihre inneren Signale zu übergehen, beispielsweise weil wir finden, dass sie noch nicht genug gegessen haben, schwächt das auf lange Sicht innere Signale, was wiederum die Beziehung zum eigenen Körper und zum Essen stören kann.


Deine eigene Beziehung zum Essen

Sehr oft wird ein schwieriges Verhältnis zum Essen und zum eigenen Körper generationsübergreifend weitergegeben. Kinder beobachten und kopieren. Wenn du merkst, dass deine eigene Beziehung zum Essen und zu deinem Körper mehr Aufmerksamkeit braucht, mache jetzt ein kostenloses Erstgespräch mit mir aus und durchbrich damit die Weitergabe von Gewohnheiten, die die körperliche, seelische und psychische Gesundheit belasten. Das Food Freedom Programm startet am 11. Mai und du wirst viel Gelerntes an deine Kinder weitergeben können.

Vereinbare das kostenlose Erstgespräch hier.


* Bacon, L., & Aphramor, L. (2014). Body respect: What conventional health books get wrong, leave out, and just plain fail to understand about weight. BenBella Books.

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